Dr. Roberto Assagioli (1888 – 1974), der Begründer der Psychosynthese, war Psychiater an der psychiatrischen Klinik in Florenz. Er gehörte zum Kreis der frühen Psychoanalytiker, war Schüler von Sigmund Freud und Zeitgenosse von C. G. Jung.
Bereits 1910 wies Dr. Assagioli auf die Begrenzungen des psychoanalytischen Konzeptes hin, das die Persönlichkeit des Menschen nur auf das untere Unbewußte mit seinen Trieben, Impulsen und Neurosen beschränkte und seine höheren Aspekte vernachlässigte.

Er schuf deshalb ein Entwicklungsmodell, in dem sich alle Bewusstseinsschichten, sowie alle Persönlichkeitsanteile des Menschen zu einem harmonischen Ganzen zusammenfügen lassen und sich in einer gesunden Persönlichkeit zu einer Synthese verbinden. 1933 veröffentlichte er eine „Landkarte des Menschen“. Es handelt sich dabei um das Ei-Diagramm, mit dem noch heute in der Psychosynthese gearbeitet wird.

Sein Anliegen war es, eine wissenschaftliche Psychologie zu entwickeln, welche die Realität der Seele anerkennt und Sinn, Liebe und Weisheit ebenso einbezieht wie Impulse, Triebe und die Bedürfnisse der vitalen Natur.

Er wollte eine Höhenpsychologie, die auch den tiefsten Kern des Menschen erfaßt, als Ergänzung zur Tiefenpsychologie.

Dr. Roberto Assagioli war vertraut mit verschiedenen großen spirituellen Traditionen, mit jüdischen, christlichen, hinduistischen und buddhistischen Lehren. Persönlich bekannt war er u. a. mit dem indischen Mystiker Rabindranath Tagore, Sufi Meister Inhayat Khan, mit Alice Bailey, Zen Meister D. T. Suzuki und mit Lama Anagarika Gowinda. Aus all diesen Schulen und Lehrgebäuden gestaltete er eine Zusammenschau.

Da der Begriff  „spirituell“ sehr belastet ist und mit Religion assoziiert wird, zog er das neutralere Wort „transpersonal“ vor. Die transpersonale Ebene sah er als eine kraftvolle Quelle für Inspiration, Gesundheit, Selbstachtung, Sinn und Bedeutung.

Er nahm Stellung gegen die Ausgliederung des „Transpersonalen“ aus dem Kontext der wissenschftlichen Forschung. Im Namen einer echten humanistischen Wissenschaft schlug er eine experimentelle Forschungsmethode vor. Die Psychosynthese bietet Instrumente und Techniken für diese Art von Forschung an, die ihr Beobachtungsfeld von der äußeren Welt auf die innere verlagert.

Assagioli ist Autor verschiedener Bücher und einer großen Zahl noch unveröffentlichter Schriften.
Er starb mit 86 Jahren in Italien.